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AutorenbildLars

3 Hauptphasen: So läuft der Prozess einer Unternehmensnachfolge ab

Aktualisiert: 4. Okt.

Die Unternehmensnachfolge ist ein entscheidender Moment im Lebenszyklus eines Unternehmens. Sie markiert nicht nur den Übergang von einer Generation zur nächsten, sondern bietet auch die Chance für frische Ideen und neues Wachstum.


Ob du als Unternehmer dein Lebenswerk in neue Hände geben möchtest oder als potenzieller Nachfolger den Sprung in die Selbstständigkeit wagen willst – der Prozess der Unternehmensnachfolge erfordert eine sorgfältige Planung.


In diesem Artikel beleuchten wir die drei Phasen im Prozess einer Unternehmensnachfolge, von der ersten Kontaktaufnahme bis zur erfolgreichen Übergabe – und darüber hinaus. Beachte dabei, dass wir den Prozess aus der Perspektive eines ENEX-Nachfolgers erläutern. Das bedeutet, dass es gewisse Teilphasen gibt, die anderswo so nicht zu finden sind. Auch aus Sicht des Verkäufers kann der Prozess unterschiedlich verlaufen, je nachdem, für welche Option er sich entscheidet (z.B. Verkauf an einen Finanzinvestor, einen Konkurrenten, eine Privatperson oder ein Familienmitglied).


Welche Vorteile eine Unternehmensnachfolge gegenüber einer Neugründung hat, kannst du hier nachlesen: https://www.enexgroup.ch/post/nachfolge-statt-neugr%C3%BCndung-ein-leitfaden-f%C3%BCr-erfolgreiche-unternehmensnachfolge



Die 3 Phasen im Prozess einer Unternehmensnachfolge

Der Prozess einer Unternehmensnachfolge lässt sich in drei Hauptphasen unterteilen:


1. Vorbereitungsphase

In der ersten Phase wird viel geplant, vorbereitet und aufgebaut, um den Grundstein für eine erfolgreiche Übernahmestrategie zu legen. Diese Phase umfasst:

  • Profiling potenzieller Nachfolger (nach Interessen, Stärken, Hintergrund, etc.)

  • Initiales Case Building (vor der Unternehmenssuche)

  • Proprietäre Suche oder Screening von aktiven Verkaufsprozessen

  • Feinabstimmung des Cases (nach der Unternehmenssuche)

  • Kennenlernen von Käufer und Verkäufer

  • Festlegung der Rahmenbedingungen für die Transaktion


2. Transaktionsphase

In der zweiten Phase findet die eigentliche Transaktionsabwicklung statt. Wichtige Elemente dieser Phase sind:

  • Durchführung der sorgfältigen Unternehmensprüfung

  • Erstellung und Verhandlung der Verträge

  • Sicherstellung der geplanten Finanzierung

  • Vertragsunterzeichnung und -vollzug (Signing/Closing)


3. Übergangsphase

Nach dem Abschluss geht es um die erfolgreiche Übergabe und reibungslose Weiterführung des Unternehmens:

  • Sicherstellung einer reibungslosen operativen und strategischen Übergabe

  • Wissenstransfer vom bisherigen Eigentümer zum Nachfolgeteam

  • Initialisierung der Umsetzung von strategischen Schlüsselinitiativen

  • Kommunikation mit Stakeholdern und Mitarbeitern



Phase 1: Vorbereitungsphase

Die Vorbereitungsphase lässt sich in sechs Kategorien unterteilen:


1. Profiling

Das Profiling ist der erste Schritt in der Vorbereitungsphase und dient dazu, potenzielle Nachfolgekandidaten in unsere Datenbank aufzunehmen:

  • Interessentenanalyse: In dieser Phase werden die Interessen, Fähigkeiten, Wünsche und Erfahrungen potenzieller Nachfolger gründlich untersucht. Dies geschieht, ohne dass bereits ein spezifischer Case erarbeitet wurde oder ein spezifisches Unternehmen zur Übernahme feststeht. Ziel ist es, ein umfassendes Bild der Kandidaten zu erhalten, um diese mit einem bestehenden ENEX-Case zu verknüpfen oder einen neuen Case um den Kandidaten zu erarbeiten.

  • Fragemöglichkeiten: Kandidaten erhalten gleichzeitig die Chance, detaillierte Fragen zum Nachfolgeprozess zu stellen. So werden sie optimal auf eine gemeinsame Reise mit ENEX als potenzielle Nachfolger vorbereitet.

  • Selbsteinschätzung: Jungunternehmer können prüfen, ob sie die richtigen Voraussetzungen für eine Unternehmensnachfolge mit ENEX (oder allenfalls auch zur Vervollständigung des Nachfolgeteams) mitbringen.


2. Initiales Case Building (vor der Unternehmenssuche)

Das initiale Case Building legt die grundlegende strategische Unternehmensentwicklung nach der Übernahme sowie bestimmte Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Nachfolgelösung fest. Diese dienen als Leitfaden für die Suche nach dem “perfekten” Unternehmen und der passenden Übernahmesituation. Es konzentriert sich auf:

  • Skill-Analyse: Bewertung der Fähigkeiten und Erfahrungen der Kandidaten.

  • Strategieentwicklung: Erarbeitung einer Unternehmensentwicklungsstrategie, welche dem Kandidaten am meisten zusagt.

  • Marktpotenzialanalyse: Untersuchung, ob es für die Fähigkeiten und Interessen der Kandidaten einen relevanten Markt gibt. Ermittlung, ob die strategische Unternehmensentwicklung mit den Markttrends übereinstimmt und der Markt eine Zukunft hat.

  • Teamanalyse: Prüfung, ob die jeweiligen Nachfolgekandidaten die richtigen Voraussetzungen mitbringen, um die geplante Strategie umzusetzen oder ob diese noch ergänzt werden sollten mit einem zusätzlichen Teammitglied.


3. Proprietäre Suche oder Screening von aktiven Verkaufsprozessen

ENEX nutzt zwei Wege, um das passende Unternehmen für das Nachfolgeteam zu finden:

  • Proprietäre Suche: ENEX erstellt eine Liste von Unternehmen, die für den jeweiligen Fall in Frage kommen und kontaktiert diese. Diese Methode ist ressourcenintensiver, da sich die Unternehmen in der Regel noch nicht in einem Verkaufsprozess befinden. Somit müssen diese zuerst identifiziert und oftmals auf den Verkauf vorbereitet werden.

  • Aktive Verkaufsprozesse: ENEX durchsucht alle Marktplätze in der Schweiz nach Unternehmen, die zum Verkauf stehen resp. pflegt Partnerschaften mit M&A-Beratungsunternehmen, welche die Verkaufsprozesse auf der Verkäuferseite betreut. Diese Methode ist geradliniger, da sich diese Unternehmen bereits im Verkaufsprozess befinden und zentral gefunden werden können.


Bis das passende Unternehmen gefunden wurde, bleiben die Nachfolgekandidaten von ENEX anonym. Auf diese Weise kann jeder potenzielle Kandidat weiterhin in seiner bestehenden Rolle bspw. als Arbeitnehmer verweilen, ohne dass der Arbeitgeber etwas von den Absichten erfährt. Nach der Identifizierung potenzieller Zielunternehmen nimmt der Projektmanager von ENEX mit diesen Kontakt auf und erste Gespräche werden geführt. Dieser Austausch findet noch ohne Beteiligung des Nachfolgekandidaten/potenziellen Nachfolgeteams statt.


4. Feinabstimmung des Cases (nach der Unternehmenssuche)

Nach den ersten Gesprächen zwischen ENEX und dem potenziellen Zielunternehmen wird der Case erneut überprüft und bei Bedarf angepasst:

  • Überprüfung der Strategie: Anpassung der Unternehmensentwicklungsstrategie an die spezifischen Gegebenheiten des Zielunternehmens.

  • Teamanpassung: Evaluierung, ob das Nachfolgeteam ergänzt oder verändert werden muss, um den Anforderungen des Unternehmens gerecht zu werden.

  • Zielerreichungsanalyse: Überprüfung, ob und wie die ursprünglichen Ziele mit dem identifizierten Unternehmen erreicht werden können.


Dieser zweistufige Case Building-Prozess ermöglicht es, sowohl einen idealen Ausgangspunkt für die Unternehmenssuche zu schaffen als auch flexibel auf die Realitäten des Marktes und spezifischer Übernahmemöglichkeiten zu reagieren.


5. Kennenlernen von Käufer und Verkäufer

Sobald der Projektmanager von ENEX einen Match zwischen dem Nachfolgeteam und dessen Vorhaben sowie einem Zielunternehmen hat, werden diese sich gegenseitig zum ersten Mal bekannt gegeben und es folgt ein persönliches Kennenlernen:

  • Präsentation des Nachfolgeteams und ihres Cases: Der Nachfolger/Das Nachfolgeteam stellt sich und den Case dem potenziellen Verkäufer gemeinsam mit ENEX vor. Hier wird neben der Vorstellung, was man mit dem Unternehmen vorhat und wie man sich die Übergabephase vorstellt, auch der “Personal Fit” getestet, also ob das Nachfolgeteam nach dem Ermessen des Verkäufers zum Unternehmen passt.

  • Workshop oder Austausch: Sollte dem Verkäufer der Case nicht zu 100 % passen, kann es durchaus sein, dass ein Workshop oder ein Austausch zwischen Nachfolgeteam und Verkäuferpartei stattfindet, um eine Zukunft für das Zielunternehmen zu finden, die für alle Parteien passt. Somit könnte es sein, dass der Case nochmals leicht angepasst wird zu diesem Zeitpunkt.


6. Festlegung der Rahmenbedingungen für die Transaktion

Im sogenannten Letter of Intent (LOI) werden das Angebot und die wichtigsten Rahmenbedingungen – noch unverbindlich – festgehalten. Der LOI wird so lange verfeinert, bis er für beide Seiten zufriedenstellend ist.

  • Persönlicher Brief vom Nachfolgeteam: Das Nachfolgeteam erläutert mit eigenen Worten, weshalb sie überzeugt sind, dass das Zielunternehmen ein perfekter Match für ihr Vorhaben ist.

  • Beabsichtigte Transaktion/Kontext: Es wird genau festgehalten, was gekauft werden soll, von wem es abgekauft wird und in welchem Kontext diese Transaktion zustande kommen soll.

  • Unternehmensbewertung, Preisgestaltung und Zahlungsbedingungen: Es wird festgehalten, zu welchem Unternehmenswert das Nachfolgeteam die Übernahme vollziehen würde und unter welchen Annahmen dieser Wert zustande gekommen ist.

  • Finanzierungskonzept: Es wird festgehalten, wie das Nachfolgeteam die Finanzierung der Transaktion sicherstellen wird.

  • Unternehmensprüfung: Es wird erläutert, welche Unterlagen, Dokumente, Einsichten und Gespräche mit Schlüsselpersonen das Nachfolgeteam gerne bereitgestellt bekommen würde, um eine sorgfältige Unternehmensprüfung durchführen zu können.

  • Zeitplan: Es wird ein detaillierter Zeitplan vorgelegt für die Unternehmensprüfung, Vertragsverhandlungen, die Vertragsunterzeichnung und deren Vollzug sowie eine sorgfältige Planung der Übergabephase.



Phase 2: Transaktionsphase

Mit der zweiten Phase beginnt die eigentliche Transaktion. Diese lässt sich grob in vier Elemente unterteilen:


1. Durchführung der sorgfältigen Unternehmensprüfung

  • Bereiche der Prüfung: Die Due Diligence umfasst in der Regel finanzielle, rechtliche, steuerliche und betriebswirtschaftliche Aspekte. Bei Softwareunternehmen kann zusätzlich eine technologische Due Diligence erforderlich sein.

  • Ziel: Gewinnung von Informationen zur Erleichterung des Kaufentscheids, der Preisfindung und der Vertragsgestaltung. Unter anderem werden viele Annahmen und Angaben der Verkäuferpartei überprüft und mögliche Risiken werden identifiziert, die in der Vertragsgestaltung einbezogen werden.


2. Erstellung und Verhandlungen der Verträge

  • Kaufpreisverhandlungen: Basierend auf den Ergebnissen der Unternehmensprüfung kann der finale Kaufpreis verhandelt werden.

  • Vertragsgestaltung: Ausarbeitung der detaillierten Vertragskonditionen, einschliesslich Garantien und Gewährleistungen.


3. Sicherstellung der geplanten Finanzierung

  • Kontaktaufnahme mit verschiedenen Kapitalgebern: ENEX kontaktiert diverse Finanzierungspartner, darunter Banken sowie andere Fremd- und Eigenkapitalgeber. Ziel ist es, die bestmöglichen Konditionen für das Nachfolgeteam zu erhalten.

  • Präsentation des Finanzierungskonzepts: ENEX präsentiert den Kapitalgebern eine sorgfältig vorbereitete Dokumentation mit einem detaillierten Finanzmodell und Informationen zum Hintergrund des Nachfolgeteams.

  • Optimierung der Finanzierungsbedingungen: Durch Gespräche mit mehreren Parteien werden die Finanzierungsbedingungen optimiert, um die bestmögliche Lösung für das Nachfolgeteam zu erreichen.


4. Vertragsunterzeichnung und -vollzug (Signing/Closing)

  • Vertragsunterzeichnung (Signing): ENEX bereitet alle Dokumente und Protokolle vor, um zusammen am Unterzeichnungsstichtag den Kaufvertrag zu besiegeln.

  • Vertragsvollzug (Closing): Der Vollzug ist der Tag, an dem der Vollzug stattfindet. Welche Handlungen zwischen dem Unterzeichnungsstichtag und dem Vollzugsdatum stattfinden müssen, wird im Vollzugsprotokoll festgehalten. Grundsätzlich immer vorhanden ist dabei, dass die Anteile und das Kapital an diesem Tag Zug-um-Zug übertragen werden und die Nachfolger operativ in das Geschäft einsteigen.


Obwohl viele Verkäufer und Käufer Signing und Closing am liebsten am selben Tag hätten, weichen diese Daten oft voneinander ab. Gerade bei ENEX-Transaktionen gibt es häufig Kündigungsfristen seitens der Nachfolger, sodass Signing und Closing um die Kündigungsfrist auseinander liegen.



Phase 3: Übergangsphase

Mit dem Closing tritt das Nachfolgeteam offiziell operativ in das Geschäft ein. Auch wenn damit ein signifikanter Teil der Unternehmensübergabe als abgeschlossen betrachtet werden kann, folgt mit der dritten Phase eine ebenso wichtige. In der Übergangsphase muss sichergestellt werden, dass die operative und strategische Übergabe an das Nachfolgeteam reibungslos abläuft und dieses sich ums Alltagsgeschäft kümmern kann.


1. Operative und strategische Übergabe

  • Wissenstransfer: Systematische Weitergabe von Unternehmenskenntnissen vom bisherigen Eigentümer an das Nachfolgeteam.

  • Einarbeitungsphase: Strukturierte Einarbeitung des neuen Führungsteams in alle relevanten Unternehmensbereiche.

  • Strategische Schlüsselinitiativen: Gezielter Fokus auf den Umsetzungsstart von ein bis drei Schlüsselinitiativen der geplanten Unternehmensentwicklung.

  • Liquiditätsmanagement: Sicherstellung einer stabilen Liquiditätssituation in der Übergangsphase. Wichtig, um die Rückführung der Finanzierung nicht unnötig zu gefährden.

  • Controlling: Aufbau eines effektiven Controllings, um das Unternehmen schnell zu verstehen und handlungsfähig zu sein, sobald Probleme auftreten.


2. Stakeholder-Management

  • Mitarbeiter: Offene und transparente Information der Belegschaft über die Veränderungen und zukünftige Ausrichtung.

  • Kunden: Persönliche Vorstellung des neuen Managements bei Schlüsselkunden zur Vertrauensbildung.

  • Lieferanten: Sicherstellung der Kontinuität in den Lieferantenbeziehungen oder eventuell Neuverhandlung von Verträgen.

  • Kapitalgeber: Umsetzung des mit ENEX erarbeiteten Businessplans und Erfüllung der finanziellen Verpflichtungen (Zinsen und Tilgungen) gegenüber den Kapitalgebern.

  • Staat/öffentliche Institute: Sicherstellung aller notwendigen Eintragungen im Handelsregister, um als neuer Aktionär handlungsfähig zu sein.


3. Kulturelle Integration

  • Entwicklung der Unternehmenskultur: Gemeinsame Entwicklung von Mission, Vision und Werten mit den Mitarbeitern.

  • Kommunikationsaufbau: Einführung eines einheitlichen Kommunikationsplans für alle Mitarbeiter und für eine gute Unternehmensführung.

  • Teambuilding: Mitarbeiterbefragungen und -gespräche stehen im Mittelpunkt der kulturellen Integration.

  • Feedbackförderung: Mitarbeitern Gehör zu schenken, ist in Veränderungsprozessen kritisch. Man muss ihnen zeigen, dass man ihnen zuhören will und ihr Feedback schätzt.



Fazit: Der Prozess der Unternehmensnachfolge will gut geplant sein

Eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge ist ein zeitintensiver Prozess. Die frühzeitige Planung, eine ganzheitliche Betrachtung und ein strukturierter Ansatz der drei Hauptphasen sind entscheidend. Eine gut geplante und durchgeführte Unternehmensnachfolge sichert nicht nur den Fortbestand des Unternehmens und trägt maßgeblich zur Wirtschaft bei, sondern eröffnet auch neue Chancen für Wachstum und Innovation für das Nachfolgeteam.


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